Wer züchtet eigentlich Huskys und warum tut man das? Wir tun es und warum ist generell eine schwierige Frage.
Über uns. Wir kommen aus Nordhessen - ganz genau genommen - kommt meine Frau aus dem Meißner-Vorland - ich bin mit fünfzehn dorthin gezogen und finde, dass man dort am schönsten leben kann. Die grundsätzliche Schönheit und Ruhe haben wohl nicht komplett gereicht, denn wir waren auch abenteuerlustig. So sind wir nach dem Studium in die Kurpfalz gezogen, glücklich einen Platz im modernsten und technisch fortschrittlichsten Teil Deutschlands gefunden zu haben. Nicht leben um zu arbeiten, sondern arbeiten um zu leben – mit der Familie, haben wir uns immer gewünscht. Beides kann man hier gut miteinander vereinen und ich glaube kaum irgendwo anders besser.
Ideen entstehen im Kopf, aber Wünsche tun das nicht. Die Familie ist gewachsen und als wir dann zu fünft waren, sind wir noch einmal umgezogen. Dieses Mal nur ‚um die Ecke‘. Wir renovierten unser altes Haus mit viel Einsatz und Geduld. Und als es einige Jahre später schon recht schön und gut bewohnbar war, hatte ich plötzlich den Einfall, dass ich gerne einen Husky haben würde. Ich weiß nicht ganz genau wieso - aber es stand für mich irgendwie fest. Nicht als fixe Idee, wie meine Mutter gerne überflüssige oder unsinnige Einfälle bezeichnet, sondern als wirklicher Herzenswunsch. Jeder, mit dem ich damals ins Gespräch kam, hat mir eigentlich abgeraten - daran änderten auch meine steten Beteuerungen nichts, dass ich ja schließlich mit Tieren und Hunden aufgewachsen wäre. Ein Husky sei ein Hund für eine Aufgabe und zwar am besten für das Ziehen von Schlitten in der Polarregion. Als naher Verwandter des Wolfes sollte man ihn besser nicht in die Nähe von Kindern und vor allem nachts im Stall bei seinen Kumpanen lassen, um ihn artgerecht zu halten. Ich diskutierte über Beißattacken, indizierte Hunderassen und musste mir sogar einige Sendungen von Cesar Millan anschauen.
Es ist nicht so, dass gutes Abraten nur von Leuten kam und kommt, die sich mit Huskys und Hunden eben nicht auskennen. Viele Leute, die mit Tieren durchaus vertraut sind und viele andere, die es auch wirklich gut meinen, raten von dieser Herausforderung ab. Bei manchem führt aber genau dieses Abraten eher dazu, dass ihr Interesse wächst. Geht es wirklich nicht? Kann ein Husky ein Partner, ein guter Familienhund und eine Bereicherung sein? Wird er mich akzeptieren und vielleicht mögen, gar lieben? Ich behaupte ja das geht. Aber nur, wenn man die Leute, die dringlich abraten und warnen auch wirklich ernst nimmt, sich selbst gegenüber ehrlich ist und am besten jemanden hat, mit dem das Abenteuer geteilt werden kann.
Daphne ist nicht unser erster Husky. Daphne ist am 1. November 2014 geboren. Aber vor ihr war Amy da, wenn auch nur für eine kurze Stippvisite. Sie war lieb und wunderschön, aber wir waren überzeugt, noch nicht bereit für einen eigenen zu Husky sein.
Inkonsequenter Weise sah ich mich im Internet weiter nach Huskies um, und fand Daphne. Sie kam aus dem hohen Norden und erinnerte mich an Amy, die wir schon sehr zu vermissen begannen. Ich fragte mich, warum ich die Anzeige immer wieder anzuschaute und beließ es dabei.
In den Ferien fahren wir eigentlich immer nach Borkum. Zufällig hatten wir das damals in den Faschingsferien vor. Wie schon oft zuvor suchte ich Daphnes Anzeige (die damals noch Dark-Eye hieß) und sie war immer noch da! Ich zeigte sie meiner Familie und obwohl es eigentlich absurd war darüber nachzudenken, fanden alle die Idee gut. Wir entschieden einfach mal ‚unverbindlich‘ bei ihr vorbei zu sehen, weil es ja gerade 'auf dem Weg' lag. Ganz auf dem Weg lag es nicht wirklich und so fuhren wir einen großen Besuchsbogen. Endlich angekommen fanden alle sie auf Anhieb schön, berichteten der Züchterin unsere praktisch komplett husky-unerfahrene Vorgeschichte und erbaten uns eine Woche Bedenkzeit.
Die Urlaubswoche war zerrissen. Wir diskutieren hin- und her und entschieden uns sie auf dem Rückweg mitzunehmen. Jamie, die Züchterin, sagte uns damals, sie traue uns zu, dass wir es schaffen würden. - Ich hoffte, dass sie Recht behalten würde. Auf diesem Rückweg von Borkum saß ich das erste mal nicht am Steuer – meine Frau und mein Sohn teilten sich die Strecke. Ich saß bei Daphne und sie zitterte.
Fast sieben Jahre sind vergangen und jetzt sind wir Züchter? Ja und nein. Meine Frau sagt Huskys würden ihre Menschen hypnotisieren und am Ende hat man so viele, dass man im Wald vor Huskys keine Bäume mehr sehen wird. Vielleicht ist das so. Aber zumindest fühle ich mich nicht hypnotisiert, sondern glaube ganz selbstständig (mit-) entschieden zu haben. Wir haben uns viel Zeit gelassen, sind mit Daphne auf Ausstellungen gefahren, haben einen schönen Rüden gefunden und dann hat es geklappt. Das alles haben wir, denke ich nicht gemacht, weil wir Huskys wirklich züchten wollen, sondern vielmehr weil wir glauben, dass nicht nur wir viel Freude und Feundschaft erleben können - mit jemandem wie Daphne.